Ein Thriller über des Lesers liebste Stücke – die Bücher! Was wünscht man sich mehr?
»Das letzte Buch« entführt die Leser in eine kleine Buchhandlung, in der es innerhalb weniger Tage zu drei Todesfällen kommt. Die Ursache? Ungeklärt! Vermutete man zuerst noch Herzversagen, lässt sich dies jedoch innerhalb der Obduktionen nicht beweisen. Die Todesursache kann in keinem der Fälle geklärt werden. Die Besitzerin der Buchhandlung „Papyrus“, Vera Gavrilović, ist aufgebracht, denn natürlich sind die Toten in ihrem kleinen Geschäft kein Aushängeschild, das sich ein Geschäftsinhaber wünschen würde. Bisher lief alles immer reibungslos ab, die Buchhandlung hatte ihre Stammkunden – ein jeder zeichnete sich durch seine ganz eigenen Macken aus – und Vera nannte diese liebevoll ‚Patienten’.
Kriminalkommissar Dejan Lukić beginnt seine Ermittlung. Doch er tappt im Dunklen bis zu dem Tag, an dem er den zerstreut wirkenden Mathematik-Professor Nedeljković, einen Stammgast des Ladens, kennen lernt, der ihn auf eine neue Fährte bringt.
Für einen Thriller entwickelt sich »Das letzte Buch« überraschend langsam, ja fast gemächlich. Es ist, da besteht kein Zweifel, von Beginn an spannend, braucht aber eine gewisse Zeit, bis eine erkennbare Handlung ins Rollen kommt. Die Starthemmungen sind dann jedoch schnell vergessen, denn die wahre Brillanz des Werkes des serbischen Autors zeigt sich in der zweiten Hälfte. Hier konnte er mich überzeugen, besonders die Bezüge zu »Der Name der Rose« sind gelungen – und auf ihre Art und Weise irreführend.
Die als Traumsequenzen wahrgenommenen Kapitel stechen als besonders ansprechend hervor. Bis zuletzt sucht man den Sinn in ihnen und macht sich Gedanken, was dahinter stecken könnte. Vergebens. Bis zum letzten Kapitel, ja, fast bis zum letzten Satz, ist man eingesponnen in die Geschichte und spielt die dem Leser zugeschriebene Rolle in ihr. Ein schönes Spiel zwischen Wirklichkeiten und Traum. Mit Leichtigkeit und einer nicht zu verachten Portion schwarzen Humors wirft Zoran Živković Fragen auf, deren Antwort man nicht mal eben nebenbei findet. Denn wer kann schon sagen, was wirklich ist? Wer kann mit Gewissheit von sich behaupten, dass Živković Unrecht hat?
Ein gut zu lesendes Buch, das sich zur Abwechslung im eher amerikanisch geprägten Bild der Thriller angenehm abhebt, ohne selbst abgehoben zu sein, denn »Das letzte Buch« ist ein Thriller, der auf dem Boden bleibt. Überaus lesenswert!
Zoran Živkovic: Das letzte Buch.
dtv, November 2008.
224 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.